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H.B.

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Tierbefreier - Sklavenbefreier

Eine der schwärzesten Kapitel in der Geschichte der Menschheit war - und ist leider in einigen Teilen der Welt noch immer - die Sklaverei. Sie war über Jahrtausende hinweg fester Bestandteil der menschlichen Gesellschaft und schien - wie in den amerikanischen Südstaaten vor  200 Jahren - unabänderlich, ja fast selbstverständlich. In der “Virginia Bill of Rights” wurden zwar 1776 erstmals die demokratischen Rechte garantiert. Sie galten jedoch nicht für die schwarzen Sklaven. Thomas Jefferson, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten, war Sklavenhalter und sein Heimatstaat, Virginia, blieb bis zum amerikanischen Bürgerkrieg ein Bollwerk der Sklaverei.   Dennoch gab es auch in den amerikanischen Südstaaten Menschen, die nicht bereit waren, diesen Schandfleck in ihrer Gesellschaft hinzunehmen. Einer von ihnen war John Brown - eine charismatische Führergestalt von alttestamentarischem Zuschnitt. Mit glühendem Haß verfolgten er und seine Anhänger die Sklavenhalter, wobei sie durchaus nicht auf Gewalt verzichteten. Schließlich wurde er 1859 überwältigt - und nach heutigen Begriffen - als “Terrorist” am Galgen hingerichtet. Seither gilt er als Märtyrer der Sklavenbefreiung. 1863, während des Bürgerkrieges zwischen den Nord- und Südstaaten, also wenige Jahre nach dem Tod John Browns,  proklamierte Präsident Lincoln endlich die Befreiung aller Sklaven.

Der Kampf für die Abschaffung der Sklaverei begann jedoch nicht in den Vereinigten Staaten, sondern in England. Dort war es vor allem William Wilberforce, der seit 1788 im englischen Parlament gegen die Sklaverei auftrat. Wilberforce und seine Mitkämpfer erreichten es, daß die britische Regierung 1807 den Sklavenhandel in den britischen Kolonien verbot und 1833 die Sklaverei völlig aufhob. Der englische Verhaltensforscher James Serpell hat in seiner grundlegenden, auch historisch fundier- ten Studie “Das Tier und wir” darauf hingewiesen, “daß die Abschaffung des Sklaven- handels in England im Jahre 1807 in engem zeitlichen Zusammenhang mit den ersten Parlamentsdebatten über Tierquälerei stand”. Dieser  Zusammenhang zwischen Sklavenbefreiung und Tierschutz ist jedoch kein Zufall.  Warum?

Das 18. Jahrhundert war die Zeit der Aufklärung, einer geistigen Revolution, welche die bis dahin vorherrschenden religiösen Glaubenslehren in Frage stellte. Hierzu gehörte auch die von der Kirche vertretene Auffassung, das Tier sei seelenlos und von Gott allein dazu geschaffen, dem Menschen zu dienen. Die vom Geist der Aufklärung durchdrungenen Philosophen Voltaire, Bentham und einige Jahrzehnte später auch Schopenhauer sahen im Tier ein Wesen, das - dem Menschen durchaus ähnlich - fühlen und leiden kann. Der Unterschied zwischen Mensch und Tier wurde entgegen der christlich-jüdischen Tradition nicht mehr als absolut, sondern nur als relativ angesehen. So wurde die Aufklärung nicht nur zum Wegbereiter der Menschenrechtserklärung von 1789, sondern auch für eine neues Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Es begann eine Entwicklung, an deren Beginn die ersten Tierschutzvereine entstanden und die schließlich zur heutigen Tierrechtsbewegung führte.

Die Tierrechtsbewegung und dabei insbesondere die Tierbefreier berufen sich auf das Vorbild der Sklavenbefreier des 18./19. Jahrhunderts, denn die Sklaven von heute sind die Tiere. Trotz aller Tierschutzgesetze sind die Tiere völlig rechtlos, sie können wie Sachen ge- und verkauft werden, ihr Eigentümer kann sie fast nach Belieben  nutzen oder sogar töten. Tierschützer, die Tiere aus der Massentierhaltung oder aus Versuchslaboratorien befreien, geraten nicht selten mit dem Gesetz in Konflikt, weil das Gesetz den Eigentümer schützt, fast so wie früher den Besitzer von Sklaven auf den Plantagen der amerikanischen Südstaaten. Der langdauernde opferreiche Kampf der Abilitionisten, wie die Sklavenbefreier genannt wurden, war schließlich von Erfolg gekrönt. Für die heutigen Sklavenbefreier, die Tierbefreier, ist das eine Ermutigung. 

                                         Herbert Becker.

    Bereits zur Zeit des Buddha gab es in Indien Tierbefreier!
    Siehe dazu > “Ein Reh, ein Wildschwein und viele Fische.”