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Vegetarismus und Tierschutz

 in der Religion der Jainas (3)

Panjrapols (Tierheime )

Besucher Indiens sind - sofern sie sich dafür überhaupt interessieren - immer wieder beeindruckt von den sog. Panjrapols, das sind Tierkranken- häuser bzw. -heime, die von den Jainas unterhalten werden. Obgleich diese Tierasyle nicht immer unseren hygenischen Maßstäben und Vorstellungen moderner Tierpflege entsprechen, muß man doch das Bemühen anerkennen, mit bescheidenen Mitteln in einer Umgebung kaum vorstellbaren Elends notleidenden Tieren Obdach und Fürsorge zu gewähren.

Bereits um 1870, als in Europa Tierheime noch weitgehend unbekannt waren, wird z. B. aus Ahmadabad/Indien von einem Tierhospital der Jainas berichtet, in dem folgende Tiere betreut wurden: 265 Kühe und Ochsen, 130 Büffel, 5 blinde Kälber, 894 Ziegen, 20 Pferde, 7 Katzen, 2 Affen, 274 Hühner, 290 Enten, 2000 Tauben, 50 Papageien, 25 Sperlinge, 5 Gabelweihe und 33 andere Vögel. Die Tiere wurden entweder von ihren Besitzern in das Asyl eingeliefert oder aber von Privatpersonen gekauft, die ein gutes Werk tun wollten, indem sie das Schlachten der Tiere verhinderten. Ohnehin pflegen die Jainas bei festlichen Gelegenheiten den Fleischern zur Schlachtung bestimmte Tiere abzukaufen und in Freiheit zu setzen. Bei Tiermärkten erscheint zuweilen auch ein Angestellter des Panjrapols, um nach Maßgabe der vorhandenen Mittel Tiere vor dem Tode zu retten. Die Tiere werden zumeist in den Heimen verpflegt, für die Rinder stehen Weideplätze zur Verfügung.

Ein anderes für die Jainas charakteristisches Beispiel ist die Vogel-Klinik in Delhi, die für ganz Asien einzigartig sein dürfte. Sie verfügt über 100 “Betten”- Käfige und einen winzigen Operationssaal. Das Personal der Klinik besteht aus zwei Ärzten und zwei Pflegern. Die meisten kranken und verletzten Vögel, in der Regel Tauben, sammeln die Jainas auf den Straßen der Stadt auf. Sobald ein Tier geheilt oder sich von seinen Leiden erholt hat, wird es freigelassen. Der Unterhalt dieser Klinik wird durch Spenden ermöglicht. Bei der Finanzierung derartiger Tierheime kommt den Jainas der Umstand zugute, daß viele ihrer Anhänger  in gutverdienenden Berufen tätig sind. Auch sei erwähnt, daß bei Verstößen gegen die Jaina-Regeln Geldbußen zugunsten der Tierasyle verhängt werden können.

In diesem Zusammenhang wird gelegentlich den Jainas von nicht immer wohlmeinender Seite vorgeworfen, daß sie ihren Tierschutz unter Zurückstellung der Menschen  und deshalb ohne genügende Beachtung menschlichen Elends betreiben würden. Dieser Vorwurf kann im Einzelfall zuweilen berechtigt sein,  für die Jainas im allgemeinen trifft er sicherlich nicht zu. Denn es würde dem Jaina-Glauben eindeutig widersprechen, Menschen bei gleicher Bedürftigkeit weniger Mitgefühl als Tieren entgegenzubringen. Das kommt auch in einer Bitte des Jaina-Heiligen Amitagati (um 1000 n. Chr.) zum Ausdruck:

   Daß für alle Wesen Liebe ich empfinde,
              Mitgefühl mit denen, die voll Leid auf Erden,
              Daß mich stete Nachsicht Irrenden verbinde,
              Herr, das wolle geben, Herr so laß mich werden.

H.B.

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