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Stierkampf Tierrechte

Stierkampf in Europa
   - wie lange noch?

Die “Berliner Zeitung” veröffentlichte am 23./24.10.2004 (Magazin, S. 3) zum Thema “Stierkampf in Spanien” einen sehr informativen Artikel, der Anlaß zur Hoffnung gibt. So habe am 4. April dieses Jahres die Ratsversammlung von Barcelona festgestellt:

“ Der Stier ist ein Säugetier mit einem Nervensystem, das der menschlichen Art ähnelt, was bedeutet, dass wir viele Aspekte unseres Gefühlssystems teilen. “

Diese Feststellung ist nicht nur durchaus zutreffend, sondern läßt auch hoffen, daß in größeren Teilen der spanischen Bevölkerung sich die Einstellung Tieren gegenüber zu verändern beginnt. Zumindest deutet sich ein solcher positi- ver Wandel in Barcelona an, als der stellvertretende Bürgermeister forderte, daß Barcelona “Vorreiter bei der Abschaffung des Stierkampfs” sein solle, wobei er zwei Drittel der Bevölkerung hinter sich wußte - sehr bemerkenswert, wenn man bedenkt, daß Barcelona eine Hochburg des Stierkampfs war und sich dort die einzige Jugendstil-Arena der Welt befindet.   

Der Stierkampf in Spanien ist ein aus archaischen Zeiten stammendes Blutritual, in welchem Tiere auf grauenvolle Weise zu Tode gequält werden. Da er ursprünglich ein heidnisches Ritual war, wurden Stierkämpfe 1567 durch päpstliche Bulle zunächst verboten. Dieses Verbot wurde jedoch bereits 1595 aufgehoben, so daß - wie der o. a. Zeitungsartikel berichtet - nun die Kirche in vielen Gemeinden die Kosten der alljährlichen Stierfiestas übernimmt. Die Stier- kämpfe wurden zur lohnenden Einnahmequelle. So beantragen auch Kirchen bei der Stadtverwaltung und Regierung Lizenzen für Stierkämpfe, um deren Gewinne zur Erneuerung von Kirchen zu verwenden.

Nicht nur die Kirche, auch die Europäische Union fördert diese Art von sadistischer Volksbelustigung, indem sie die Züchtung von Kampfstieren sub- ventioniert. Somit müssen auch deutsche Tierschützer mit ihren Steuern eine Branche finanziell unterstützen, die durch brutalste Tierquälerei 2003 eine Milliarde Euro umgesetzt hatte!

An der Mitfinanzierung der Stierkämpfe durch die EU dürfte auch die geplante EU-Verfassung nichts ändern. Dort ist zwar vorgesehen, daß der Tierschutz in der Gesetzgebung der Mitgliedsstaaten zu beachten sei, jedoch andererseits dabei “Gepflogenheiten des religiösen, kulturellen und regionalen Erbes berücksichtigt werden.”

Der Kampf der Tierschützer auf EU-Ebene für Abschaffung der Stierkämpfe ist wichtig, entscheidend aber wird die Einstellung der spanischen Bevölkerung  sein, und hierbei gibt es ermutigende Anzeichen: So scheint laut obigem Zeitungsbericht “die Stierkampfbegeisterung der Spanier in aller Stille einzuschlafen. Glaubt man Umfragen, interessieren sich 69 Prozent der Spanier nicht mehr für den Stierkampf.” In Barcelona seien 63 Prozent der Einwohner gegen den Sierkampf und froh, daß dieser - wie sie meinen - endlich verboten worden sei. Ja, verwirrte Einheimische würden Touristen, die zur Arena pilgern, fragen: “Was, Sie gehen zum Stierkampf? Wir dachten, der sei abgeschafft. ”

Abgeschafft ist der Stierkampf leider noch nicht und bis dahin wird es noch ein weiter Weg sein. Aber schon jetzt können die Tierschützer unter den Touristen dazu beitragen, daß der Prozentsatz der Spanier, die den Stierkampf ablehnen, weiter wachsen wird. Fehlendes Interesse und selbstverständlich die sofortige Einstellung der EU-Subventionierung  können dafür sorgen, daß Stier- kampf sich nicht lohnt und 600 Toreros sowie 5000 Beschäftigte im Corrida- Geschäft arbeitslos werden - eine Arbeitslosigkeit, die ausnahmsweise sehr zu begrüßen wäre!
                                                                                               Herbert Becker

           > Tierschutz in EU-Verfassung aufgenommen                

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