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 Ethik und Moral unter Tieren : Affen

Mitleid bei Affen

Gibt es bei Tieren Ethik und Moral? Diese Frage wurde, vielleicht von Aus- nahmen abgesehen, bisher grundsätzlich verneint, ja zumeist von vornherein als abwegig und absurd abgetan. Man glaubte, Tiere seien lediglich durch Triebe und Instinkte gesteuert und dementsprechend wäre ihr Verhalten nur eigennützig, also allein auf das eigene Überleben bzw. die Fortpflanzung gerichtet.

Seit einiger Zeit scheint sich da ein bedeutsamer Wandel anzubahnen: Immer mehr Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass es zumindest bei höher ent- wickelten Tieren, beispielsweise bei Delphinen und Affen, etwas gibt, was als Ethik oder Moral gedeutet werden kann. So berichtete “Welt Online” (1), dass Forscher des Instituts für Anthropologie an der Universität Zürich beobachtet hätten, wie unter Schimpansen Konflikte geschlichtet wurden. Dabei fanden sie heraus, dass es  den Affen, die Streit schlichteten, nicht um den eigenen Vorteil, sondern um den Gruppenzusammenhalt ging. Der Leiter des Instituts, Prof. Carel van Schaik, kam zu dem Schluss:

Wir können sagen, dass wir bei den Schimpansen eine Moral festge- stellt haben. Keine Menschenmoral, sondern eine Schimpansenmoral.

Diese Feststellungen wurden durch weitere Studien bestätigt. Sie zeigten ebenfalls, dass Affen  uneigennützig sein können, was ja ein wesentliches Merkmal der Ethik ist. In diesem Zusammenhang weist der o. a. Bericht darauf hin, dass es auch andere Bereiche gibt, in welchen sich Menschen und Affen in ihrem Handeln ähneln würden. So wäre an der Universität Pennsylvania beobachtet worden, dass Paviane nach dem Tod ihres Partners in einen depressionsähnlichen Zustand ver- fallen seien und bei ihren Artgenossen Trost gesucht hätten. Die Trauer lege sich erst, wenn sie einen Seelentröster zur Fellpflege gefunden hätten.

Auf Grund dieser Forschungsergebnisse stellte der Bericht die nahe liegende Frage: “Unterscheiden sich Affen- und Menschenmoral stark voneinander?” Der Institutsleiter Prof. van Schaik gab hierauf die Antwort: Bei menschlicher Moral geht es um Uneigennützigkeit und die Gemeinschaft, in der wir leben - also um Bereiche, die auch bei der Affenmoral wichtig sind. Differenzen gibt es lediglich in den Gesellschaftsformen. Eine sehr aufschlussreiche Aussage!

Für > Arthur Schopenhauer , den wohl ersten weltbekannten Philosophen der Neuzeit, der sich entschieden für den Schutz der Tiere einsetzte, war das Mitleid die wichtigste moralische Triebfeder und damit die Grundlage der Ethik.(3) Mitleid ist aber nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren zu beobachten. Frans de Waal, Professor für Primatenverhalten in Atlanta/USA, beschrieb in seinem Buch “Der Affe in uns”(2) zahlreiche Beispiele für Mitleid unter Tieren. Empathie, also Mitgefühl bzw. Mitleid, sei, so stellte er fest, Teil unseres Primatenerbes. (4)

Eines der Beispiele, die Frans de Waal  für Mitleid bei Affen gab, finde ich besonders beeindruckend. Hierbei ging es um einen Bonobo, einen Menschenaffen, der den Menschen genetisch so nahe steht wie der Schimpanse:

“Als eine Bonobofrau  namens Kuni sah, wie ein Star gegen die Glasscheibe ihres Geheges im britischen Twycross-Zoo prallte, ging sie hin und nahm sich seiner an. Kuni hob den benommenen Vogel auf und stellte ihn vorsichtig auf die Füße. Als er sich nicht bewegte, warf sie ihn ein bißchen hoch, aber der Vogel flatterte bloß. Mit dem Star in der Hand kletterte Kuni dann in den Wipfel des höchsten Baums und klammerte die Beine um den Stamm, so dass sie beide Hände für den Vogel frei hatte. Vorsichtig entfaltete sie seine Flügel, nahm jeweils einen zwischen die Finger ihrer Hände und spreizte sie, dann schickte sie den Vogel wie ein kleines Modellflugzeug in die Richtung, die aus ihrem Gehege hinausführte. Aber der Star schaffte es nicht in die Freiheit, sondern landete am Rand des Wassergrabens. Kuni kletterte hinunter, passte lange  Zeit auf den Vogel auf und schützte ihn auch vor einem neugierigen Jungaffen. Bis zum Abend hatte sich der Vogel erholt und war unbeschadet davongeflogen.”(5)

Somit hatte auch Bonobofrau Kuni durch ihr Verhalten bewiesen, was im eingangs erwähnten Bericht als Ergebnis der Primatenforschung so zum Ausdruck gebracht wurde: 

Vielleicht unterscheiden wir uns von Affen noch weniger, als wir bisher dachten.

Ich meine, nicht bloß “vielleicht”, sondern mit Sicherheit ist der Unterschied zwischen Mensch und Affe weitaus geringer als das anthropozentrische Denken in unserer Gesellschaft wahrhaben will!

Es ist überfällig, daraus praktische  Konsequenzen zu ziehen, das heißt, endlich auch bei Tieren das elementarste Rechte auf Leben und Gesundheit anzuerkennen. Selbstverständlich wäre dann Schluss mit den oft sehr qualvollen Versuchen an Affen und anderen Wesen, die - auch darin sind sie uns durchaus ähnlich - tiefes Leid und großen Schmerz empfinden können.
                                                                                                                       

Anmerkungen

(1)  Daniel Szewczyk , Auch die Affenbande hat einen Ordnungshüter, in:
Welt Online > Link (Stand: 12.03.12).

(2) Frans de Waal , Der Affe in uns, München Wien 2006. 

(3) S. dazu Anm. 5.

(4) Frans de Waal, a.a.O., S. 11.

(5) Frans de Waal kommentierte (Ebd., S.10 f.) dieses sehr bemerkenswerte Verhalten so: “Kuni ..paßte ihren Beistand exakt der spezifischen Situation eines Tieres an, das von ihr selbst völlig verschieden war. Die Vögel, die an ihrem Gehege vorbeiflogen, müssen ihr eine Vorstellung davon gegeben haben, was für eine Art Hilfe nötig war.” Hierzu wies de Waal darauf hin, dass Adam Smith Empathie, also Mitleid, definiert hatte durch “sich in der Phantasie an die Stelle des Leidenden zu setzen”. In ähnlichem Sinne, aber wesentlich ausführlicher und philosophisch tief begründet, beschrieb
> Arthur Schopenhauer das Mitleid in seiner > Preisschrift über die Grundlage der Moral.

Jane Goodall und die Menschenaffen

                    >  Tierversuche : 15.000 Affen reichen nicht!

                                   > Affenversuche - ein Verbrechen !

                                                      >  Tierethik - Tierrechte -  Schopenhauer
                                                                                                                                                      
HB